Der Hintergrund

 

Im Mittelpunkt unserer Gesellschaft steht das Geld. Es ist das entscheidende Bindeglied, das Menschen motiviert, zu tun was sie tun. Es lässt Menschen, die sich gar nicht kennen, rund um den Erdball zusammenarbeiten. Wir benötigen schlicht für alles, was wir tun, Geld.

Das Geld spielt schon seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle in unserer Kultur. Als zentraler Angelpunkt ist es nicht bloß ein Tauschmittel, eine Verrechnungseinheit und ein Wertaufbewahrungsmittel (Klassische volkswirtschaftliche Definition). Viel entscheidender ist die Tatsache, dass die Symbole und Geschichten, die mit dem Geld seit Ewigkeiten verbunden sind, dazu führen, dass wir alle ein hohes Vertrauen in unser Geld haben. Der Geldschein an sich, oder das Stück Papier, auf dem mein Kontostand ausgedruckt wird, hat keinerlei Wert an sich. Es ist schlicht die Übereinkunft und das Vertrauen, das wir dieses an sich wertlose Ding, jederzeit gegen alles andere eintauschen können.

Heute aber bröckelt aufgrund der zunehmenden Krisen nicht nur das Vertrauen in dieses Geldsystem, sondern es vollzieht sich eine noch tiefer liegende Veränderung. Das Geld hat schon immer durch die mit ihm verbundenen Symbole und Geschichten auch die Weltanschauung, die Philosophie und das Streben der Menschen nach gewissen Idealen unterstützt. Für eine Welt, in der die Menschen hauptsächlich nach einer Erhöhung ihres materiellen Wohlstands streben, in der es um technischen Fortschritt, Individualismus, medizinischen Fortschritt und die Beherrschung der Natur geht – für diese Ideale ist unser Geld wie geschaffen. Wir sind heute jedoch an dem Punkt, an dem diese Ideale nicht mehr tragen. Somit  müssen wir auch unser Geld in Frage stellen, um es neuen Idealen anzupassen.

Das hohe Maß an individueller Freiheit und Wohlstand ermöglicht es uns, über die Gestaltung eines sinnvollen Lebens, über Zufriedenheit und Glück nachzudenken. Wir mussten zuerst den Zustand des übertriebenen Überflusses erreichen, um festzustellen, dass materieller Wohlstand schön und hilfreich ist, aber das die wesentlichen Themen mit Geld eigentlich nichts zu tun haben.

Zwar ist es höchste Zeit, dass wir grundsätzlich an unserem Verhalten auf diesem Planeten etwas ändern, weil es sonst in Zukunft recht ungemütlich werden könnte. Aber unabhängig davon – um auch zivilisatorisch den nächsten evolutionären Schritt zu ermöglich, um die gesellschaftliche Grundlage zu schaffen, der Allgemeinheit zumindest die Chance auf ein zufriedenes und erfülltes Leben zu geben, müssen wir an den grundsätzlichen Einstellungen unseres Zusammenlebens etwas ändern. Wir müssen weg von der Jeder-gegen-Jeden Geschichte, weg von dem Glauben, dass es das größte ist, wenn man so viel Geld hat, dass man sich alles kaufen kann und auf keinen Menschen mehr angewiesen ist. Wir müssen weg von dem Glauben, dass wir immer weiter wachsen müssen und technischer Fortschritt und die Beherrschung der Natur das oberste Ziel sind. Was wir brauchen ist eine Gesellschaft, in der sich Kooperation und Zusammenarbeit lohnt und in der die grundsätzlichen Regelungen des Zusammenlebens nicht schon automatisch zu einer kontinuierlichen Ausweitung der Ungleichheit führen.

Wir brauchen keine Gesellschaftsform in der permanent ein künstlicher Mangel erzeugt wird. Wir brauchen kein reales und globales Monopoly-Spiel, bei dem es darauf hinaus läuft, dass am Ende einer alles hat und alle anderen nichts. Wir werden sehen, dass die Eigenschaften unseres Geldes, eng mit diesen Auswirkungen verbunden sind. Im Folgenden soll kurz zusammengefasst werden, welche grundlegenden Reformen wir angehen sollten. Im Endeffekt werden drei entscheidende Eigenschaften herausgearbeitet, die für eine Neugestaltung unserer gesellschaftlichen Architektur als entscheidend angesehen werden. Es soll jedoch nicht der Anspruch erhoben werden, die ultimative Lösung, die gesellschaftliche Weltformel in der Tasche zu haben, mit der wir morgen die Welt retten könnten. Vielmehr geht es darum, ein flexibles Tool zu entwickeln, mit dem wir uns alltagsgerecht, regional und global, sinnvoll engagieren können.

„Wachstum ist gesund.“ oder „Wachstum ist DER Schlüssel.“ Dem würden voraussichtlich 99 Prozent aller Entscheidungsträger auf diesem Planeten zustimmen. Und hier liegt schon eines unserer Hauptprobleme. Wachstum ist nämlich schon lange nicht mehr DER Schlüssel zur Lösung unserer Probleme, sondern vielmehr deren Ursache. Durch die permanente Wachstumsforderung verschärfen wir die ökologischen Probleme, wir erhöhen den gesellschaftlichen Konkurrenzkampf, mit all seinen sozialen und gesundheitlichen Folgen und verhindern internationale Kooperationen. Zusätzliches Wachstum bei abnehmenden Ressourcen muss automatisch zu zunehmenden Konflikten führen. Es sollte heute eigentlich jedem klar sein, dass permanentes Wachstum niemals der richtige Weg in ein dauerhaft stabiles und funktionsfähiges Wirtschaftssystem sein kann.

Allerdings trägt der schlichte Verzicht auf künftiges Wirtschaftswachstum ein ähnlich hohes Krisenpotenzial in sich. Ohne Wachstum würden die Arbeitseinkommen automatisch sinken, die Arbeitslosigkeit würde ansteigen, ebenso die staatliche Schuldenquote, womit wiederum Sozialleistungen zurückgefahren werden müssten und in der Folge immer mehr Menschen nicht mehr in Lage wären, ihre Grundbedürfnisse zu finanzieren. Aufstände und ein kontinuierliches Abnehmen der Lebensqualität über alle sozialen Schichten hinweg wären die logische Konsequenz.

Wir befinden uns also in einem klassischen Dilemma, aus dem es keinen Ausweg gibt, so lange wir nichts an den grundsätzlichen Spielregeln ändern. Hierzu zählt in erster Linie unser globales Geldsystem. Es fordert aufgrund der Zinsordnung stetiges Wirtschaftswachstum und vollzieht eine permanente Umverteilung von unten nach oben. Ferner vertrauen wir die Macht über unser Geld weiterhin einer Gruppe von Menschen an, die nicht demokratisch gewählt wird?

Sämtliche Aktivitäten, die wir innerhalb des bestehenden Geldkreislaufs durchführen, unterstützen automatisch aufgrund der globalen Vernetzung – und ohne das wir etwas davon mitbekommen – Aktivitäten, denen wir bewusst unsere Unterstützung entziehen würden. Eine ernstzunehmende Alternative sollte daher ein eigenes Tauschmittel inkludieren, welches ohne Zins auskommt und demokratisch und transparent organisiert ist.

Sie muss zweitens eine Wirtschaftsform fördern, die regional statt global ausgerichtet ist. Unser heutiges Wirtschaften ist charakterisiert durch eine enorm hohe und globale Arbeitsteilung. Diese ist auf ausbeuterische Billiglöhne und niedrige Energiepreise angewiesen. Gleichzeitig wird ein Großteil der ökologischen Kosten auf die Allgemeinheit heutiger und künftiger Generationen abgewälzt. Der Wachstumshunger führt zu neuen Produktivitätsfortschritten und so auch zu einer stetigen globalen Monopolisierung. Immer größere und mächtigere multinationale Konzerne entziehen sich jeglicher sozialen Kontrolle und demokratischen, rechtsstaatlichen Regeln. Um diese Entwicklung nicht noch weiter voran zu treiben, sollten wir versuchen uns regionaler, (konzern-)unabhängiger und ressourcenschonender zu versorgen. Ein zukunftsorientiertes, sinnvolles Engagement sollte diese Rückbesinnung fördern.

Neben der regionalwirtschaftlichen Ausrichtung und der Schaffung eines eigenen Tauschmittels ist ein dritter Punkt unumgänglich. Das Erkennen der eigenen Verantwortung. Und zwar nicht nur deswegen, weil eine Vielzahl von Verwerfungen auf diesem Planeten eng mit unserem Wohlstand verbunden sind. Sondern auch, weil wir die Lösung dieser Probleme keiner politischen oder wirtschaftlichen Elite überlassen können. Diejenigen, von denen wir immer dachten, dass sie sich hauptberuflich um die Lösung der angesprochenen Probleme kümmern sollten, sind in Wahrheit die am wenigsten dazu geeigneten. Kein einziger, der ein hohes Amt in Politik oder Wirtschaft innehat, wäre dazu in der Lage, grundlegende Reformen anzustoßen, selbst wenn er es wollte. Würde er es dennoch versuchen, hätte er die längste Zeit sein Amt innegehabt. Es kann also keinen anderen Weg geben, als eine bürgerliche – eine Empowerment Bewegung , die sich diesen Reformen annimmt.

Zusammengefasst sind daher drei grundlegende Eigenschaften einer echten Alternative von Nöten, die ein sinnvolles Engagement ermöglichen:

 

 1. Ein Eigenes Tauschmittel

Zinslos, transparent und demokratisch.

2. Eine Regionale Begrenzung

Für den Wirkungsbereich des Tauschmittels.

Gleichzeitig über-regionale(r) Zusammenarbeit und Informationsaustausch.

3. Eine Bürgerliche Selbstorganisation 

Im Sinne einer Empowerment-Bewegung.